Wednesday, 19. November 2003
Blowup
Heute morgenmittag bin ich aus dem Bett gefallen und dachte mir, dass ich mal eben Blow-Up sehen könnte. Selbt Helmut Newton hat von _dem_ Kult Film der Fashion-Fotografie gesprochen und ich wurde verdammt enttäuscht. Das durchgehende Thema des Films ist im gewissen Sinne die Fotografie, aber es wendet sich sehr schnell zur Enthüllung eines Mordes durch den Einsatz der Fotografie und dem Vergößern ("Blow-Up") eines Fotos. Aber was hat der Film mit Fashion-Fotografie zu tun? Es gibt in dem ganzen Film nur ein Fashion-Shooting und das kommt gleich am Anfang vor, aber das war es dann auch schon wieder (immerhin mit einer Hassi). Danach welchselt es ziehmlich schnell zu dieser Mordgeschichte. Ich hatte vielleicht zu große Erwarungen an dem Film, aber in den 60er Jahren hat der Film praktisch zu einer ganzen Welle von arbeitslosen Fashon-Fotografen geführt (siehe Newtons Autobiografie) weil plötzlich alle Mode Fotografen werden wollten und es schließlich einen Überschuss an diesen gab. Angeblich wurden sie eben durch diesen Film dazu animiert. Und das Ende bleibt auch recht offen und irgendwie recht verwirrend. Sieht jemand was an diesem Film? Hat ihn überhaupt jemand gesehen? Trotz des "Kult-Status" musste ich ein halbes Jahr nach dem Film suchen.
Die Geschichte ist recht langweilig.



Korrektur: Zwei Fashion Shootings.

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Das interessante ist ja in der Tat: Es geht gar nicht um den Mord. Den kriegt man weder zu Gesicht, noch kriegt man eine Lösung serviert. Hat er überhaupt statt gefunden? Die letzten Bilder sagen: "Keine Ahnung, darum ging's doch gar nicht."

Es geht nun in der Tat um Fotografie und deren Verhältnis zur Realität der Alltagswahrnehmung. Dass Fotografie eben nicht Realität abbildet, sondern selbst schon bloß Interpretation ist, abhängig vom Standpunkt. Je tiefer sich Thomas ins Foto hineinzoomt, umso mehr ähnelt sein realistisches Fotobild den abstrakten Malereien seines Freundes.

Der Raum in Blow-Up ist oft stark gebrochen. Spiegel zergliedern das Geschehen, verunmögilchen die Übersicht über das Geschehen. Die Kamera, die doch vorgeblich einfach nur abbildet und deren Erzeugnisse, Bilder, "nicht lügen", wird allein aufgrund ihrer Position zur Verfremdungsmaschine, die eher die Erfassung der Situation erschwert als ermöglicht.

Am Ende zeigt jedes Bild das, was man am liebsten darin sehen mag. Ein Stück Gitarre ist im einen Moment heiß umkämpfter Fetisch und Reliquie eines Konzerts, im nächsten Moment schon nur noch ein Stück Holz, das man achtlos auf den Boden wirft. Ein Pantomimenspiel wird zum Tennisspiel. Und ein Foto zeigt einen Mord, zeigt keinen Mord? Wer weiß. Thomas nicht, wir auch nicht.

Wer dem Film als Krimi begegnen möchte, kann nur enttäuscht werden. Der Film ist nicht begriffliche Handlung. Wer ihn als die Meditation über Fotografie, das Verhältnis der Kultur zum Bild zulässt, wird reich belohnt.

Wie auch immer: Einer meiner Lieblingsfilme. Ich empfehle dringend eine erneute Sichtung unter anderen Gesichtspunkten. :-)

Grüße,
Thomas

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Ach, und wegen Kultstatus: Der Film steht bei mir in der Videothek gleich um die Ecke. Und die Aufführung des Films in der Berlinale-Retrospektive 2002 fand in einem ausverkauften Kinosaal statt. Den Status sehe ich durchaus als solchen. Auch und gerade für Freunde von 60ies-Einrichtung, etc. ist der Film doch überaus reizvoll. Ich gestehe: Bei der ersten Sichtung war ich einfach nur begeistert von der Ausstattungsästhetik und den sehr schönen spiegelgebrochenen Bildern.

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Danke für die große Aufklärung :-)
Wenn ich es schaffe werde ich ihn heute abend nochmal sehen. Einiges von dem was du jetzt hier nochmal hervorgehoben hast, ist mit beim Betrachten auch in den Sinn gekommen. Wohl hatte ich irgendwie zu große Erwartungen in eine andere Richtung und fühlte mich deshalb ein wenig enttäuscht.
Die Möbel sind mir auch aufgefallen, sind aber nicht ganz so extrem wie in 2001: A Space Odyssey ;-)

Achso, gibt es denn auch eine Erklärung für den Propeller, oder warum geht es überhaupt in den Antik Laden?

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